Bei der Meerforellenangelei gibt es einiges zu bedenken. Welche Gebiete eignen sich und was ist nebenerwerblich erlaubt? Diese und weitere Fragen beantworten wir in diesem Beitrag.

Netzfischerei

Ein nicht ganz unwesentlicher Faktor bei der Meerforellenangelei ist die nebenerwerbliche Netzfischerei. Ein Nebenerwerbler darf in S-H immerhin 4000m Netzwand stellen. Wenn diese entlang der Küste verläuft kann kaum eine Forelle ihre abendliche Wanderung aus der kühlen Tiefe zu uns an den flachen Strand unternehmen, egal ob sie darin gefangen wird oder das Netz erkennt und an ihm entlang schwimmt. Das aus anglerischer Sicht Ärgerliche am fischereilichen Nebenerwerb liegt darin dass er sich vor allem in der Feizeit abspielt, also am Wochenende und an langen Sommerabenden wenn wir Alle fischen wollen. Außerdem nutzen die kleinen Boote ihren geringen Tiefgang und fischen besonders nah am Strand wo am Meisten zu holen ist.

Viele entstammen Ostpreussischen Fischerfamilien die auf ihren Kuttern vor der roten Armee in den ehm. Reichskriegshafen Kiel und das benachbarte Eckernförde geflohen sind wo sie natürlich nicht alle hauptberuflich weiter machen konnten. Aufgrund von beruflichen Sicherheitsvorschriften dürfen sie mit ihren kleinen Verdrängern keine weiten Fahrten unternehmen, und ihre bauartbedingte Langsamkeit lädt dazu in der knappen Zeit neben dem Hauptberuf auch nicht ein.

Wenn man nun einen Blick auf die Landkarte wirft und einen Radius von ca. 10km Luftlinie von Häfen wie Strande, Eckernförde und Heikendorf zieht weiß man zumindest schon einmal grob wo aus dem Fisch der 1.000 Würfe schnell der Fisch der 10.000 Würfe wird und sollte seinen Angelurlaub entsprechend planen.

Besser man tut es den hauptberuflichen Fischern auf ihren großen Kuttern gleich und meidet diese Gebiete möglichst weiträumig! Vor allem wenn es um gute Größen geht, also Meerforellen und Dorsche über 60cm, ist der Unterschied dramatisch. In Kiel haben solche Fische jedenfalls Seltenheitswert. Fast alle meine besseren Kajakdorsche und 2/3 der guten Meerforellen wurden mind. 30km Luftlinie entfernt gefangen.

Sturm vs. Warmwasser

Viele Watfischer haben sich schon einmal gefragt: Was will die große alte "Heringsfresser"-Meerforelle eigentlich am Strand? Die Schwärme dicker Beutefische sind tagsüber doch viel weiter draußen im Tiefen! Die "Erleuchtung" kam mir persönlich beim Betrachten eines Beitrages über die Seeforellenfischerei an einer Talsperre. Dort durfte man zwei Ruten schleppen. Der Autor hat eine tief gefischt - wo die Futterfische standen- und die andere flach. Begründung: die wechselwarmen Forellen suchen das wärmere Oberflächenwasser zur Verdauung auf.

Meerforellen tun genau dasselbe, nur das an der Ostsee eine Besonderheit dazukommt: Wenn starke Winde die ufernahen Sedimentschichten aufwühlen wird dabei sogenannter "Detritus" aufgeschwemmt, das sind organische Schwebstoffe. Diese dienen sogn. Flitrierern als Nahrung. Darunter versteht man Kleinfische, vor allem Sprotten, die mit weit geöffnetem Maul durchs Wasser ziehen und diese Nährstoffe herausfiltern.

Trübung ist dabei nicht gleich Trübung: Ausnahmen bilden mineralische Schwebstoffe wie etwa vor Kreidefelsen, aber auch scharfkantiger Muschelbruch, Kieselsand etc. im Höhepunkt eines Sturmes die von den Fischen gemieden werden. Am Strand ergeben sich daraus zwei völlig verschiedene Szenarien unter denen es einer großen Meerforelle vorteilhaft erscheint in Ufernähe zu kommen: Bei schönem Wetter sucht sie das warme Flachwasser zum Verdauen auf. Bei rauem Wetter ist sie jedoch auf der Jagd nach Heringen, Sprotten und Sandaalen die durch die aufgewühlten Sedimente angelockt werden. Es gelten also genau dieselben Prinzipien wie in der Talsperre, mit dem Unterschied dass sich die raubenden und die verdauenden Fische nicht räumlich, sondern zeitlich voneinander abgrenzen.

Aus der Sicht des Anglers stellt sich das widersprüchlich dar: Der Anfänger stellt sich gerne bei ruhigem Wetter in geschützte Lagen da er dort gut und einfach werfen kann und viel Gesellschaft vorfindet die ihn in der Annahme bestärkt dass er bei der Platzwahl nicht alles verkehrt gemacht hat. Typischerweise finden sich 15-25 Angler ein die dann den ganzen Tag fischen und evt. Zeuge des Fanges einer einzigen Ü-60cm Forelle werden. Die verdauende Forelle ist einem kleinen Nachtisch gegenüber durchaus aufgeschlossen und dabei ziemlich wahllos, es ist reiner Zufall ob sie ufernah an einer kleinen Fliege hängen bleibt oder draussen einen großen Wobbler nimmt. Trotzdem hat sie den Magen voller großer Beutefische...

Als Angler zieht man daraus gerne die falschen Schlüsse, es ist dann vom "Fisch der tausend Würfe" die Rede, das Ganze sei überhaupt reine Glücksache, Wurfweite und Köderwahl an sich würden völlig überbewertet etc. p.p. Profis hingegen suchen denselben Strand gerne bei 5-7 Windstärken von vorn oder der Seite auf. Jetzt stellt sich die Situation anders dar: Mitangler sind meist keine da. Falls doch, enden ihre Würfe mit großflächigen 20gr-Ködern schon nach 30-40m ohne über die Trübungskante hinaus zu langen. Genau dort patroullieren jedoch die großen Meerforellen die sich dort zum Fressen einfinden. Und die haben noch nichts im Magen...

Flatterjig und Zinnsprotte sind so kompakt dass sie sich auch unter widrigsten Windbedingungen sehr weit werfen lassen. Dabei haben sie immer noch eine attraktive Aktion. Vor allem aus den Wind-exponierten Revieren Mecklenburg-Vorpommerns werden diese beiden Köder daher besonders stark nachgefragt.